Klarissen feierten in Maria Vesperbild ihre Ankunft vor 50 Jahren

Sie leben ganz zurückgezogen

MARIA VESPERBILD – Maria Vesperbild bei Ziemetshausen gilt als eines der großen Wallfahrtszentren Schwabens, zu dem in steter Regelmäßigkeit Scharen von Gläubigen pilgern. Nur einen Steinwurf entfernt leben Schwestern des Ordens der heiligen Klara.

Lediglich ein dezenter Wegweiser führt von der Fahrstraße in wenigen Schritten in die Ruhe und Abgeschiedenheit. Dieses Umfeld ermöglicht es den Klarissen, sich ins Gebet zu versenken. Seit nunmehr 50 Jahren leben die Schwestern in Maria Vesperbild. Zu diesem Jubiläum haben sie sich ein wenig der Welt draußen zugewandt. Mit Bischof Bertram Meier und mit dem Wallfahrtsdirektor von Maria Vesperbild, Monsignore Erwin Reichart, begingen sie in Gottesdiensten ihr Jubiläum. 

Wenn die Klarissen in Maria Vesperbild feiern, wissen sie, dass die 50 Jahre nur eine kurze Epoche in der Geschichte ihres Klosters darstellen. 1973 kamen die Schwestern aus Raumnot von Regensburg nach Ziemetshausen. Nach 750 Jahren an ihrem alten Stammsitz, dem einzigen bis dahin alle Widrigkeiten der Geschichte überdauernden Klarissenkloster Deutschlands, hatten sie wegen Straßenbauarbeiten ihre Heimat verloren. 

24 Schwestern fanden bis zum Bau eines neuen Klosters hinter der Wallfahrtskirche Maria Vesperbild in einer ehemaligen Schule Unterkunft. Zwölf weitere Klarissen mussten sich in Dingolfing neu einrichten. Bis heute hat sich die Zahl der Klarissen in Vesperbild zwar halbiert, doch Schwester Hildegard, die Äbtissin, ist guter Dinge. „Die Talsohle ist durchschritten. Wir sind zwölf Schwestern und unsere Altersstruktur ist stabil. Wir müssen uns keine Sorgen um den Nachwuchs machen“, erklärt sie mit sanftem Lächeln. Im Sprechzimmer ist sie durch ein Gitter von dem Gast separiert. 

Die Klarissen, gegründet von der heiligen Klara, wirken nicht in tätiger Mitmenschlichkeit. Sie senden vielmehr mit ihren Gebeten die Anliegen, Sorgen und Nöte der Gläubigen zu Gott und bitten um Hilfe. Die Anliegen der Menschen kommen über Briefe, über persönliches Vorsprechen, per Telefon oder E-Mail zu den Schwestern und werden im Chorgebet und in der Messe aufgenommen. Für die Schwestern vervollständigen der Rosenkranz und der Kreuzweg, die Geistliche Lesung und die eucharistische Betrachtung den Tagesablauf. Aber auch Arbeit und Erholung haben ihren Platz. 

Logis für Gäste

Die Ordensfrauen bestellen ihren Garten und bieten Gästen Logis für besinnliche Tage. Früher hatten sie auch Schreibarbeiten für den Bischof übernommen, erklärt Schwester Hildegard. Das wirtschaftliche Überleben des Klosters beruhe auf „der Vorsehung“, die ihnen genügend Natural- und Geldspenden beschere. 

Der Tag der Schwestern beginnt um fünf Uhr und ist in eine Abfolge von Gebet und Arbeit unterteilt. Dazwischen gibt es Freizeit, in der sich die Schwestern unterhalten können und auch plaudern dürfen. „Wir haben uns kein extremes Schweigegebot auferlegt. Außerhalb der Erholungszeiten muss sich die Unterhaltung aber auf wirklich wichtige Dinge beschränken.“ Wenn die Klarissen in die Zukunft schauen, sehen sie einige Veränderungen auf sich zukommen. Die Klöster sind von Rom angehalten, Kongregationen zu bilden, um die stetig abnehmende Zahl an Schwestern organisatorisch abzufangen.Obwohl die Klarissen eine gemeinsame Ordensregel haben, ist diese doch so weit gefasst, dass es deutliche Unterschiede im Klosterleben geben kann. 

In Schwestern in Vesperbild denekn darüber nach, einen Klosterverband mit den Klarissen in Dingolfing zu gründen. Denn beide sind aus dem gleichen Urkloster hervorgegangen. Sie sind sich als Anbetungsklöster, in denen das Allerheiligste in Form der Monstranz dauerhaft ausgesetzt ist und ständig durch eine anwesende Schwester angebetet wird, besonders nahe.

Das tägliche Leben, erzählt Schwester Hildegard, sei bei den Klarissen in Vesperbild durch schwesterliche Gemeinschaft geprägt. Sie pflegen in ihrem vor der Welt verborgenen Leben ein familiäres Miteinander, in dem es ihnen wichtig ist, alle Mitglieder der Gemeinschaft aufzufangen und füreinander einzustehen. „Wir wollen, wenn es irgend möglich ist, verhindern, dass alte, kranke Mitschwestern in ein Pflegeheim umsiedeln müssen.“ Derzeit stellt das Alter in Vesperbild aber kein Problem dar, denn es leben lediglich zwei Seniorinnen dort. Die seien, verrät die auf drei Jahre demokratisch gewählte Äbtissin, noch immer fit.

Gertrud Adlassnig

27.07.2023 - Bistum Augsburg